Weil Katzen ihre Menschen häufig spiegeln, arbeite ich dabei nicht nur mit naturheilkundlichen Ansätzen, um Nebenwirkungen zu vermeiden, sondern stelle Zusammenhänge zwischen Symptomen von Katzen und ihren Lieblingsmenschen her. Damit lassen sich auch die tiefer liegenden - häufig verdeckten - Ursachen von Erkrankungen aufdecken und bei der Wurzel packen.
Vor 32 Jahren kam ich zu meinem ersten Kater.. Ein völlig verschnupfter, knapp vier Wochen alter Katzenwelpe aus dem Tierheim, der eigentlich gar nicht zur Vermittlung stand, da er zwei Tage später bereits einen Termin zum Einschläfern hatte. Man rechnete sich wohl keine großen Überlebenschancen mehr für ihn aus. Doch ich hatte den ersten Fehler bereits gemacht: ich hielt diesen Wurm schon in der Hand, in die er sich sofort einkuschelte, während er an meinem kleinen Finger nuckelte und nach der Milch suchte. Auch ein völlig genervter Tierheimleiter konnte mich jetzt nicht mehr davon abbringen, diesen hilflosen Zwerg mitzunehmen, der mich in unserem ersten gemeinsamen Jahr mit allen Kräften heraus forderte.
Ein paar Monate später zog meine erste Hündin bei mir ein. Sie war eine neun Monate alte, schwer verhaltensgestörte Schäferhündin, und kam ebenfalls aus dem Tierheim. Damals war ich natürlich überzeugt, dass ich mit viel Liebe und Geduld ihre Probleme schon lösen würde. Sie benötigte jedoch Monate, um nicht mehr jeden Grashalm am Wegesrand anzufletschen, über ein Jahr, um selbständig fressen zu können und 12 Jahre, um das erste mal friedlich mit einem anderen Hund zu spielen. Letztlich waren es wohl die Erfahrungen mit meinen ersten Tieren, die mich in mein Studium der Verhaltensforschung (Ethologie) führten, um ihnen gerecht zu werden. Damit hatte ich meine erste Passion gefunden und beriet nach meinem Studium Menschen mit verhaltensauffälligen Tieren.
Bei so manchen Verhaltensproblemen habe ich mir damals einen versierten Tierarzt oder Tierheilpraktiker zur Zusammenarbeit gewünscht, denn immer wieder spielten auch körperliche Ursachen eine Rolle (z.B. bei Unsauberkeitsproblemen oder Aggressionstendenzen). Echte und ehrliche Unterstützung habe ich damals leider nicht gefunden.
Dann entwickelte sich bei meinem Herzenskater ein Tumor im Auge, und das Auge musste entfernt werden, um eine Streuung zu verhindern. Die OP verlief zwar gut, aber der Gute geriet anschließend völlig aus der Fassung. Sobald der schützende Trichter abgenommen wurde, kratzte er sich binnen Sekunden die längst verheilte Wunde bis auf die Knochen wieder auf. Das Drama zog sich über viele Wochen hin. Eine zweite Operation wurde vorgenommen, um sicher zu stellen, dass sich keine Fistel gebildet hatte - ergebnislos. Man riet mir zur Euthanasie, da der Kater offenbar nicht gewillt war, mit nur einem Auge klar zu kommen. Allein die Vorstellung ließ mich nachts nicht mehr schlafen, und ich begann fieberhaft nach einer alternativen Lösung zu suchen. Eine der Tierarzthelferinnen hatte den entscheidenden Tipp für uns. Sie erzählte mir von einer Massagetechnik, die ursprünglich mal für Pferde entwickelt wurde. Sie solle nicht die Muskulatur sondern die Nerven stimulieren. Sie empfahl mir ein Buch dazu, das ich sofort bestellte. Meine erste Erfahrung in Sachen alternative Heilkunde war also das Tellington-Touch-Verfahren. Mein Kater ließ sich die kreisenden Bewegungen auf der Wunde sehr gut gefallen und entspannte von Tag zu Tag mehr. Nach drei weiteren Wochen, unternahm er keine Versuche mehr, die Wunde wieder aufzukratzen. Ich war zutiefst erleichtert. Wir verbrachten noch neun wundervolle Jahre zusammen, und er begleitete mich jetzt überall hin, egal ob ich abends mal einen Biergarten besuchte, bei Freunden vorbeischaute, mit dem Hund durch den Wald streifte oder verreiste: ich hatte einen schwarz-weißen Schatten an meiner Seite.
Dann erkrankte mein zweiter Hund so schwer, dass ich ein ganzes Jahr lang fast jede Woche einmal vor der Entscheidung stand, ihn einschläfern lassen zu müssen. Verzweifelt jagte ich ihn durch die ganze Diagnostikmühle - ohne jedes Ergebnis. Es fand sich keine Erklärung für die Fieber- und Entzündungsschübe. Ich suchte nach DEM Strohhalm, der sein Leben wieder lebenswert machen konnte. Du kannst dir meine Verzweiflung sicher vorstellen. Über fünf Ecken lernte ich schließlich eine meiner späteren Ausbilderinnen kennen, die mir den kleinen Helden innerhalb von sechs Wochen mit Akupunktur und ein paar Kräutern wieder ins Leben zurück holte. Meine Skepsis gegenüber alternativen Heilverfahren hatte sich damit endgültig in Luft aufgelöst. Für mich war sofort klar: DAS wollte ich lernen und so begann ich vor zehn Jahren meine Ausbildung in Traditioneller Chinesischer Medizin, Kräuter- und Naturheilkunde.
So habe ich in den letzten 25 Jahren Katzen, Hunde und Pferde behandelt und ihre Menschen beraten. Dabei habe ich auch unzählige wundervolle Hunde- und Pferdepersönlichkeiten kennen gelernt.
Und natürlich habe ich ein offenes Herz für alle Tiere - aber Katzen lösen noch immer eine ganz besondere Faszination in mir aus. Ich komme an ihnen einfach nicht vorbei. Ob sie irgendwo auf der Straße in der Sonne sitzen, an irgendeinem offenen Fenster oder unter irgendeinem Auto - ein kurzes Gespräch findet immer statt. Es ist egal, ob sie mir ängstlich, draufgängerisch, verletzt, kapriziös oder verspielt begegnen: sie berühren mich einfach. Und da ich in den ganzen Jahren oft erlebt habe, dass sie immer noch so häufig missverstanden werden, habe ich mich entschlossen, meine ganze Energie und Erfahrung auf ihr Wohlbefinden zu fokussieren.